Hugo

Hugo
Hu|go , der; -s, -s [H. u.]:
1. (ugs.) 1Kippe.
2.
das walte H. (ugs.; drückt aus, dass etw. geschehen möge).

* * *

I
Hugo,
 
Herrscher:
 
 Frankreich:  
 1) Hugo Capet [-ka'pɛ; Beiname, nach der von Hugo oft getragenen Cappa, einem umhangartigen kurzen Mantel], Herzog von Franzien (960-987) und König von Frankreich (987-996), * um 940, ✝ Paris 24. 10. 996; Enkel des westfränkischen Königs Robert I. (✝ 923), Sohn Hugos des Großen von Franzien (✝ 956), der seit 936 den Titel »Dux Francorum« führte; wurde erst vier Jahre nach dem Tod des Vaters von König Lothar als Erbe der Herzogswürde bestätigt. 987 gegen den Thronanspruch des Karolingers Karl von Niederlothringen zum König erhoben und von Erzbischof Adalbero von Reims in Noyon gekrönt, schlug er karolingische Aufstände in Niederlothringen nieder und sicherte die Nachfolge seines Sohnes Roberts II., des Frommen. Hugo ist der Begründer von Königtum und Dynastie der Kapetinger.
 
 
 
Y. Sassier: Hugues Capet. Naissance d'une dynastie (Paris 1987).
 
 Italien:  
 2) Hugo, Graf von Arles und Vienne, König von Italien (seit 926), ✝ Arles 10. 4. 947; regierte unter König Ludwig III., dem Blinden (890-928), faktisch das Königreich Provence (Niederburgund), verdrängte 925 Rudolf II. von Hochburgund aus der Lombardei und wurde 926 in Pavia zum König von Italien gekrönt. Durch Vermählung mit Marozia suchte er Rom und die Kaiserkrone zu gewinnen (932), wurde aber von Marozias Sohn Alberich II. verjagt und 947 von Berengar II. auch aus der Lombardei vertrieben. Um 933 verzichtete er auf seine Ansprüche auf die Provence, die mit Hochburgund vereinigt wurde.
 
II
Hugo,
 
1) Richard, Pseudonym der Schriftstellerin Ricarda Huch.
 
 2) [y'go], Victor Marie, französischer Schriftsteller, * Besançon 26. 2. 1802, ✝ Paris 22. 5. 1885; wandte sich früh der literarischen Tätigkeit zu, war Mitbegründer der Zeitschrift »Le Conservateur littéraire« und gehörte dem ersten »Cénacle« um C. Nodier (1823/24) an. Ursprünglich royalistisch-legitimistisch, nahm er seit dem Ende der 1820er-Jahre eine bonapartistische und zunehmend liberale Haltung ein, wurde 1827/28 die zentrale Figur des zweiten »Cénacle« und Wortführer der französischen Hochromantik. Nach der Julirevolution von 1830 näherte er sich dem orleanistischen Herrscherhaus an (1845 Pair de France); nach der Februarrevolution von 1848 wurde Hugo als bonapartistischer Abgeordneter in die verfassunggebende und 1849 in die gesetzgebende Nationalversammlung gewählt. Nach dem Staatsstreich von 1851 überwarf er sich mit Napoleon III. und ging ins Exil (zunächst nach Brüssel, dann nach Jersey und Guernsey), wo er sich u. a. mit gegen Napoleon gerichteten Gedichten (»Les châtiments«, 1853), politischen Satiren und seinem Roman »Les misérables« (1862, 10 Bände; deutsch »Die Elenden«) zum Anwalt des demokratischen Gedankens machte. 1870 kehrte er nach Paris zurück und bekleidete verschiedene Staatsämter (1876 Senator), ohne jedoch politischen Einfluss auszuüben. An seinem Staatsbegräbnis im Panthéon nahmen Hunderttausende teil.
 
Hugos literarisches Werk spiegelt eine außergewöhnliche inhaltliche wie formale Vielfalt. In der Lyrik lassen die frühen »Odes et ballades« (1826; deutsch »Oden und Balladen«) zwar noch klassizistischen Einfluss erkennen, zeigen aber auch schon die für Hugo charakteristische verstechnische Virtuosität, die später u. a. in der Lyrik der Parnassiens weiterwirkte. In »Les orientales« (1820; deutsch »Aus dem Morgenland«) verbindet sich romantischer Exotismus mit der typisch romantischen Erfahrung der Entgrenzung. Bereits hier sind subjektives dichterisches Anliegen und gesellschaftlich-politische Intention verbunden. In »Les contemplations« (1856, 2 Bände) wird persönliches Erleben unter Einbeziehung philosophisch-religiöser Fragestellungen ins Mythische, Kosmische und Metaphysische geweitet. Die suggestive Bildsprache entspricht Hugos Konzeption des Dichters als eines Propheten und Visionärs.
 
Die eigentliche Ablösung der klassischen Ästhetik bewirkte Hugo beim Drama mit der Vorrede zu »Cromwell« (1827; deutsch), die zum Manifest der romantischen Bewegung wurde (das Drama selbst wurde wegen seiner Überlänge erst 1956 uraufgeführt). Die praktische Umsetzung des romantischen Konzepts gelang Hugo mit »Hernani, ou l'honneur castillan« (1830; deutsch »Hernani, oder die castilianische Ehre«). Die ersten Aufführungen des Dramas waren von begeisterten Kundgebungen und empörter Ablehnung begleitet. Sein größter Bühnenerfolg war »Ruy Blas« (1838; deutsch). Hugo ersetzte das Idealtypische des klassischen Dramas durch das Charakteristische und Individuelle, durch das Groteske und Hässliche. Damit öffnete er das Theater für die Totalität des Lebens.
 
Ausgangspunkt des Romanschaffens war die Rezeption des historischen Romans W. Scotts, den Hugo eigenständig weiterentwickelte. Kennzeichnend ist die Verbindung des historischen Moments mit einem ideellen Prinzip. In »Notre-Dame de Paris« (1831, 2 Bände; deutsch u. a. als »Der Glöckner von Notre-Dame«) wird das visionär geschaute Mittelalter in zahlreichen Exkursen zum Teil durchlässig für Reflexionen über die geistige Situation des 19. Jahrhunderts. In »Les misérables« werden traditionelle Erzählformen mit historischen, philosophischen und soziologischen Erörterungen unter dem Einfluss frühsozialistischer Thesen zu einem Plädoyer für die sozial Unterdrückten verbunden. Besonders in den epischen Gedichten (»La légende des siècles«, 4 Bände, 1857-83) nimmt die Darstellung von Hugos teleologischem Geschichtsverständnis im Sinne der Annahme eines kontinuierlichen Fortschreitens der Humanität welt- und heilsgeschichtliche, utopische Dimensionen an. - Hugos ästhetische und philosophische Positionen sind auch in seine theoretischen Werke eingegangen (z. B. »Littérature et philosophie mêlées«, 2 Bände, 1834; deutsch »Zur Literatur und Philosophie« und »William Shakespeare«, 1864; deutsch).
 
Hugos literarisches Schaffen war von einer reichen zeichnerischen Produktion begleitet. Seine Landschafts- und Architektureindrücke hielt er in Federzeichnungen fest. Die oft fantastisch-dämonischen Stimmung dieser Darstellungen steigerte er in den Tuschzeichnungen seines Spätwerks noch durch drastische Helldunkeleffekte. Er schuf auch Illustrationen zu eigenen Werken, Karikaturen, Klecksbilder, Silhouetten und andere
 
 
Weitere Werke: Dramen: Marion De Lorme (1831; deutsch); Le roi s'amuse (1832; deutsch Der König amüsiert sich; Vorlage für Verdis »Rigoletto«); Lucrèce Borgia (1833; deutsch Lucrezia Borgia); Marie Tudor (1833; deutsch); Les burgraves (1843; deutsch Die Burggrafen).
 
Lyrik: Les feuilles d'automne (1831; deutsch Herbstblätter); Les chants du crépuscule (1835; deutsch u. a. als Seelendämmerung); Les voix intérieures (1837; deutsch Innere Stimmen); Les rayons et les ombres (1840; deutsch u. a. als Strahlen und Schatten).
 
Romane: Bug Jargal (1819; deutsch); Han d'Islande (1823; deutsch Han von Island); Le dernier jour d'un condamné (1829; deutsch u. a. als Der letzte Tag eines Gerichteten); Les travailleurs de la mer, 3 Bände (1866; deutsch Die Arbeiter des Meeres); L'homme qui rit, 4 Bände (1869; deutsch u. a. als Der lachende Mann); Quatre-vingt-treize, 3 Bände (1874; deutsch Dreiundneunzig).
 
Prosa: Le Rhin, 2 Bände (1842; deutsch Notizen von einer Rheinreise).
 
Ausgaben: Œuvres complètes, herausgegeben von P. Meurice und G. Simon, 45 Bände (1904-52); Œuvre complète, 43 Bände (1974-79); Œuvres poétiques, herausgegeben von P. Albouy (Neuausgabe 1984); Œuvres complètes, herausgegeben von J. Seebacher und anderen, auf 15 Bände berechnet (1985 folgende).
 
Sämmtliche Werke, 21 Bände (31858-62).
 
 
A. Maurois: Olympio. V. H. (a. d. Frz., 1957);
 J. Roos: Les idées philosophiques de V. H. (Paris 1958);
 J.-B. Barrère: La fantaisie de V. H., 3 Bde. (Neuausg. ebd. 1972-73);
 J.-B. Barrère: V. H., l'homme et l'œuvre (Neuausg. ebd. 1984);
 M. Aref: La pensée sociale et humaine de V. H. dans son œuvre romanesque (Genf 1979);
 H. Juin: V. H., 3 Bde. (Paris 1980-86);
 A. Decaux: V. H. (ebd. 1984);
 P. Albouy: La création mythologique chez V. H. (ebd. 21985);
 J. Gaudon: V. H. et le théâtre (ebd. 1985);
 A. Hugo: V. H. (ebd. 1985);
 G. Piroué: V. H., romancier ou Le dessus de l'inconnu (Neuausg. ebd. 1985);
 P. Van Tieghem: V. H. Un génie sans frontières. Dictionnaire de sa vie et de son œuvre (ebd. 1985);
 J. Lambotte: V. H. La légende de son siècle (Brüssel 1992);
 H. Guillemin: H. (Neuausg. Paris 1994);
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Hugo und die romantische Bewegung
 
 

* * *

Hu|go, der; -s, -s [H. u.]: 1. (ugs.) 1Kippe: Aus der Westentasche zog er zwei Ami-„Kipfen“ - dicke -s - mit jeder Hand einen (Kempowski, Uns 139). 2. *das walte H. (ugs.; drückt aus, dass etw. geschehen möge).

Universal-Lexikon. 2012.

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